Tagungsnachlese "Lebendige Gärten"

Unsere Welt befindet sich an einem historischen Wendepunkt – an einem „Epochenrand“, der global spürbar ist. Wie können wir angesichts ökologischer und gesellschaftlicher Herausforderungen die Zukunft gestalten, ohne in Resignation zu verfallen? Welche Rolle können Gärten dabei spielen?

Mit Hildegard Kurt erkundeten wir diesen Epochenrand, stellten Überlegungen an, wie wir von einer linearen zu einer zirkulären Sicht auf die Welt kommen und verstärkt von der Zukunft her denken können, um den Raum für Neues zu öffnen. Gegenwartsfähig, resonanzfähig, empfänglich für Inspiration, Imagination und Intuition zu sein waren einige der Wünsche an uns selbst.

Mit Johann Göttel tauchten wir in die Naturphänomene Pädagogiens ein. In einer poetisch-philosophischen Reflexion sprach er über das Verhältnis von Mensch und Natur, insbesondere über die kulturelle Bedeutung von Landschaft, Garten und Wildnis. Dabei ging es darum, wie sich der Mensch Natur aneignet, sie gestaltet, kontrolliert und symbolisch auflädt – sei es durch Religion, Politik oder Kunst. Natur ist nicht einfach da, sie wird gemacht, gestaltet, gedeutet - und Gärtner:innen werden zu Gestaltenden einer Welt mit Geist und Vision. 

Schließlich gab uns Johannes Maurer Einblick in die Ausgangslage in Sachen Biodiversitätsverlust und die bisherigen gesetzlichen Rahmenbedingungen und erklärte uns die Vorteile der jetzigen Renaturierungsverordnung. Diese gibt zum ersten Mal klare Ziele zur Wiederherstellung verschiedener Lebensräume vor. Auch wenn Gemeinschaftsgärten eher kleinräumig wirken, können sie doch mit dem Angebot von Nahrung und Unterschlupf einen Beitrag leisten.

Einige Teilnehmer*innen stellten im Anschluss ihre eigenen Gartenprojekte vor. So konnten wir die gemeinschaftliche Kräuterspirale in Eberau, der Selbstversorgergarten vom lebenswerten Hianzenland und die Initiative Friedensgärten kennenlernen.

Mit einer Führung durch den kosmopolitischen Garten, der viel Raum für Wildnis lässt, und einem gemeinsamen Abendessen ließen wir den Tag ausklingen.

Am Samstag konnten wir uns in 3 parallelen Workshops weiter vertiefen.

  • in “Gemeinschaftsgärten als Orte eines kreativen WIR” ließen sich die Teilnehmer*innen noch stärker auf die Inhalte vom Eröffnungsvortrag ein und begaben sich in den Austausch mit nichtmenschlichen Akteur*innen. 
  • In “Gärten als vielseitige Lernräume für eine Welt von morgen” konnten wir die eigenen Lernerfahrungen im Garten reflektieren. In Fallbeispielen aus Graz wurden verschiedene Herangehensweisen aufgezeigt, um den Garten gezielt als Lernraum für sozial-ökologische Transformation zu nutzen. Die Einordnung in verschiedene bildungstheoretische Konzepte rundete den Workshop ab.
  • in “Biodiversität entdecken: Mit BIOmappers die Vielfalt im Garten kartieren” begeisterte vor allem die Möglichkeit, die Inhalte für die Arbeit mit Kindern zu nutzen. Sich mit einer Kamera ausgerüstet auf die Suche nach spannenden Tieren und Pflanzen zu machen und sie dann gemeinsam mit Hilfe einer App zu bestimmen war für die Teilnehmer*innen ein Ansatz, der sowohl im Unterricht als auch in diversen Freizeitangeboten gut Verwendung finden kann.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen konnten wir noch den Friedrichshof besuchen und erfuhren von Amalia Rausch zuerst einiges über das Alternative Gesellschafts- und Lebensmodell und dessen Auflösung und Aufarbeitung bevor wir im wunderbaren Garten der Gartengemeinschaft Friedrichshof auf Entdeckungsreise gehen durften. Zwischen blühenden Beeten, Kunstinstallationen und Obstbäumen fand unsere Netzwerktagung ihren Abschluss.

Vielen Dank an Ida Ferschin und Helga Kuzmits vom Europahaus Burgenland für die wunderbare Gastfreundschaft und Organisation.